Dass sich die Feuerwehr Leoprechting laufend auf dem neusten Stand der Technik befindet und ihre eigene Ausrüstung stetig erneuert, ist bekannt. In den letzten Jahren kam jedoch ein neues, großes Thema dazu, welches für die Stützpunktfeuerwehr für technische Hilfeleistung elementar ist. Es geht um alternative Antriebe – Elektroautos, die sich auch in der Marktgemeinde immer größer werdender Beliebtheit erfreuen, und die einhergehende Gefahr damit, in einem Unfall verwickelt zu werden.
Damit die Wehrmänner im Fall der Fälle für alle Eventualitäten gerüstet sind, wurde aus eigenen Mitteln wichtige Ausrüstung gekauft. Darunter eine vier mal acht Meter große Feuerlöschdecke, um brennende Elektroautos unter schwerem Atemschutz abdecken zu können. “Sollte ein Fahrzeug brennen, können wir im Erstangriff mit Wasser zwar die ersten Flammen bekämpfen, der eigentliche Brand in der Batterie ist jedoch so versteckt und heiß, dass das Löschwasser kaum zu ihm durchdringt”, so die Feuerwehr-Verantwortlichen. Hier müsse die gesamte Batterie mit Hilfe von Abrollcontainern oder Recover-E-Bags geflutet werden.
Da ein Abrollcontainer jedoch erst nachalarmiert werden muss und einige Zeit bis zum Eintreffen der nachalarmierten Kameraden vergeht, kann der Brand mit der Löschdecke vorerst erstickt werden – nicht gelöscht, da mit dem Kontakt zum Sauerstoff bei Abnehmen der Decke, sich die Batterie wieder selbst entzündet. “Außerdem verhindern wir frühzeitig das Ausbreiten des Feuers und schützen effektiv umliegende Objekte, wie etwa andere Autos, Gebäude, etc. Auch der Abtransport des Unfallfahrzeugs wird so durch uns effektiv abgesichert.”
Wenn ein Elektrofahrzeug nun aber nicht brennt und trotzdem in einen Verkehrsunfall verwickelt ist, unter Umständen eine eingeklemmte Person befreit werden muss, konnte man früher bei Verbrennern auf ein laufendes Motorgeräusch oder eine manuelle Handbremse reagieren und beispielsweise den Motor ausschalten, die Batterie abklemmen und den Autoschlüssel abziehen. Bei alternativen Antrieben wird es deutlich schwerer, in kürzester Zeit das Fahrzeug so abzusichern und zu unterbauen, dass man mit schwerem Gerät daran arbeiten kann. “Oft können wir nicht erkennen, ob der Motor noch läuft, die internen Sicherheitssysteme funktionierten oder ob überhaupt noch ein Autoschlüssel benötigt wird.” Hier helfe ein “Emergency-Plug”, der in die Ladevorrichtung des Fahrzeugs gesteckt und so ein Ladevorgang simuliert wird. Das hat den Hintergrund, dass Elektro- oder Plugin-Hybridfahrzeuge weltweit bei einem laufenden Ladevorgang nicht wegfahren können und so direkt beim Erreichen des Unfallfahrzeugs durch einen Stecker von der Feuerwehr abgesichert werden können.
Bereits vergangene Woche konnten viele Wehrmänner der aktiven Mannschaft mit den neuen Gegenständen üben. “Die Resonanz war überzeugend”, so Kommandant Andreas Moser: “Die gemeinsam angeschafften Gegenstände konnten ohne großen Schulungsaufwand von allen Kameraden direkt angewendet werden. Für den Ernstfall sind wir so optimal gerüstet und können schnell und zuverlässig kompetente Hilfe leisten.”
Ein Dank ging an Manuel Kasberger, der für Übungszwecke sein Elektrofahrzeug zur Verfügung gestellt hatte. Informationen gibt es unter www.ff-leoprechting.de.
Der Artikel wurde unter https://plus.pnp.de/lokales/passau_land/4312533_Gewappnet-fuer-die-Zukunft.html und in der PNP Lokalausgabe veröffentlicht.